*Leben und leben lassen*
Redewendung
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Fleischproduktion um ein vielfaches gesteigert. Dafür werden Äcker und Weiden überwiegend zur Fleischprodukion genutzt. Klima und Artenvielfalt leiden darunter und verschärfen das weltweite Hungerproblem. Auch die Nutztierhaltung ist ein Kapitel für sich.
Immer mehr Menschen entscheiden sich deshalb, aus den unterschiedlichsten Gründen vegan zu leben.
Ethische Gründe
Von ihrer Geburt bis zum Tod leben Nutztiere in der Massentierhaltung zusammengepfercht auf engstem Raum und sehen kaum Tageslicht. Sie erhalten Kraftfutter, vermischt mit schnellwachsenden Substanzen wie Pflanzenfetten und billigen Eiweissen und werden mit Arzneimittel sowie Antibiotika gefüttert, um später unter Stress und Todesangst geschlachtet zu werden.
Sie werden als essbare Ware gehandelt, um immer höhere Leistungen, immer billigere Preise für Fleisch und andere tierische Produkte zu erzielen.
Bei der Massenproduktion von Leder wird den Tieren bei vollem Bewusstsein die Haut vom Leib geschnitten und in Ledergerbereien mit gefährlichen Chemikalien zu Lederpodukten verarbeitet.
Auch ein Nutztier ist ein Lebewesen, das fühlt und leidet wie unsere Haustiere.
So werden Kühe regelmässig künstlich befruchtet, dass sie Milch geben. Tagelang schreien die Mutterkühe nach ihren Jungen, da ihnen die Kälber sofort nach der Geburt weggenommen werden. Die Jungtiere werden unter engsten Verhältnisse ohne Tageslicht mit Spezialfutter gemästet, um nach kurzer Zeit als helles und zartes Kalbfleisch verkauft zu werden.
Tierschutzrechtliche Standards werden von der Industrie nicht nur in der Haltung sondern auch beim Transport systematisch ignoriert. So leiden die Tiere auf den qualvollen und langen Wegen unter den schlechten und eingepferchten Transportbedingungen Hunger, und Durst, Hitze und Kälte .
Mastschweine leben auf harten Spaltenböden ohne Einstreuung.
Sie werden innerhalb von 6 Monaten mit energiereichem Kraftfutter und ohne vorhandene Bewegungsmöglichkeiten auf bis zu 130kg gemästet. Die Muttersauen werden zur Geburt der Ferkel in sogenannte Ferkelbuchten gehalten.Diese Buchten sind so eng, dass sich das Tier mit seinen bis zu 13 Jungen kaum darin bewegen bzw. sie säugen kann.
In ihren ersten Lebenstagen werden die Ferkel an die Haltungsbedingungen angepasst. Die Standard-Prozeduren Kastration, Schwanzkürzen und Abschleifen der Zähne finden ohne Betäubung oder anschließende Schmerzmittelgabe statt.
Hochleistungshennen legen rund 300 Eier im Jahr. Die Legeleistung wird mit verschiedenen Medikamenten sowie
durch künstliche Beleuchtungsprogramme gesteigert. Vielen Hühnern fehlt dadurch Kalk für ihre eigenen Knochen. Das führt zu erhöhten Knochenbrüchen, mit denen die Hühner jeden Tag leben müssen.
Alle Legehennen werden nach einer Legeperiode im Alter von knapp eineinhalb Jahren geschlachtet.
Männliche Küken werden direkt nach dem Schlüpfen vergast oder gehäckselt, da sie keinen Ertrag bringen.
Seit Anfang 2022 ist das zwar in Deutschland verboten, dafür setzt die Agrarindustrie nun auf verschiedene Verfahren:
- Bereits im Brutei wird das Geschlecht bestimmt. Das kann aber erst am achten Bruttag erfolgen.
Männliche Küken werden daher gar nicht ausgebrütet und zu Tierfutter verarbeitet.
- Ausgebrütete männliche Eier werden zur Fleischerzeugung in der Bruderhahnaufzucht verwendet.
Bruderhähne sind kostenintensiv, brauchen viel mehr Futter als Masthähnchen und werden daher oft zu Wurst oder in
Fertiggerichten sowie in Babykost verwendet.
- Bei den *Zweitnutzungshühner* legen die weiblichen Tiere nicht ganz so viele Eier wie die *Hochleistungslegehennen*.
Ihre Brüder wachsen schneller und sind besser für die Mast geeignet. Dieses Modell kommt eher selten zum Einsatz, obwohl sie
für die Industrie in der Eier- als auch in der Fleischproduktion halbwegs rentabel ist.
- Bei Importen von Junghennen sowie Eier und Eierprodukten aus dem Ausland ist das Töten männlicher Küken generell nicht
verboten.
- Gentechnische Verfahren, bei denen die männliche Embryonen im Ei absterben, sind noch in der Entwicklung und sind sehr
kritisch zu betrachten.
Man kann davon ausgehen, dass viele der Küken ins Ausland transportiert und dort nicht aufgezogen sondern einfach getötet werden. Das ist keine Lösung für gelebten Tierschutz.
Ein weiterer Tatbestand ist, dass in den Legebatterien den Küken die Schnäbel ohne Betäubung gekürzt werden, um Federpicken und Kannibalismus vorzubeugen.
Auch in der Bodenhaltung zur Aufzucht leben viele Hühner auf engstem Raum ohne Unterschlupfmöglichkeiten und grosse Auslaufmöglichkeiten sowie nicht genügend Futter. Das bedeutet für die Tiere enormen Stress, führt zu ständigen Auseinandersetzungen in der Rangordnung und begünstigt Infektionskrankheiten.
Seitdem 2004 eine Kennzeichnungspflicht betr. Haltung eingeführt wurde, sind im Supermarkt kaum noch Käfigeier zu finden.
Auch wenn der Verbraucher sie meidet, gilt die Kennzeichnungspflicht nicht für Eier in verarbeiteten Produkten wie Nudeln, Kuchen, Mayonnaise etc.
Insekten in Lebensmitteln
Seit Januar 2023 sind gem. EU- Verordnung 2 weitere Insketenarten in Lebensmittel zugelassen: Hausgrillen und Getreideschimmelkäfer.
Bereits seit 2021 dürfen Mehlwürmer und Europäische Wanderheuschrecken in Lebensmittel wie verarbeitet werden.
Bei Wurstwaren, Getränken, Süßwaren und Desserts finden seit Jahrzehnten Scharlach- und Lackschildläusen als Farb- und Lackstoffe ihre Verwendung. Sie sind als E-120 Rotes Karmin oder E904 Shellack gekennzeichnet.
Insekten gelten als alternative Proteinquelle zu Fleisch oder Fisch. Sie dürfen daher unter anderem auch in Brot, Nudeln oder Chips zugesetzt werden.
Sie müssen auf der Zutatenliste deklariert sein. Hier einige Beispieile:
„Acheta domesticus (Hausgrille, Heimchen), gefroren“
„Acheta domesticus (Hausgrille, Heimchen), getrocknet/pulverförmig“
„getrocknete Larven/Pulver aus Larven von Alphitobius diaperinus (Getreideschimmelkäfer)„
„gefrorene Larven/Paste aus Larven von Alphitobius diaperinus (Getreideschimmelkäfer)„
Personen, die gegen Krebstiere, Weichtiere und Hausstaubmilben allergisch sind, können auch bei verarbeitenden Insekten allergische Reaktionen bekommen. Deshalb muss das Produkt auch noch mit einem entsprechenden Hinweis dazu gekennzeichnet sein.
Auch in Fleisch- und Wurstalternativen können Insekten z.B. als Mehl in Sojaschnitzeln vorhanden sein. Sie dürfen aber nicht als "vegetarisch" oder "vegan" bezeichnet werden.
Auch ein Insekt ist ein Tier. So gibt es für insektenproduzierende und -verarbeitende Betriebe zum Beispiel keine spezifischen Vorgaben zur Haltung bzw. Tötung dieser Tiere. Für das Tierwohl sollten auch hier Temperatur und Luftfeuchtigkeit angemessen sein und die Haltungsboxen frei von Schadstoffen und mit Rückzugselementen versehen sein. Insekten sollten daher nur mit pflanzlichen Produkten ernährt werden, nicht mit tierischen Erzeugnissen oder gar Abfällen.
Eine Kontrolle des Einsatz von Arzneimitteln wie Antibiotika, Hormone oder andere Chemikalien gibt es bislang nicht:
Bei der Tötung gibt es drei verschiedene Vorgehensweisen: die Tiere einfrieren, blanchieren – also kochen – oder durch Hitze austrocknen lassen.
Weniger oder keine Massentierhaltung heisst:
- mehr Gesundheit für Mensch und Tier
Viele der Umengen von Futtermittel werden klimaschädlich in Monoulturen unter Einsatz von synthetischen Pestiziden angebaut.
Diese Rückstände gelangen über die Futteraufnahme des Tieres durch die Endprodukte in unserem eigenen Nahrungskreislauf.
- mehr sauberes Wasser und mehr Klimaschutz
Durch die industrielle Tierhaltung entsteht viel zu viel Gülle. Sie enthält überhöhte Mengen an Nitrat und Antibiotikarückständen, das durch die Ausbringung und Entsorgung ins Trinkwasser gelangt.
Teibhausgase, die durch die Ausscheidungen der Tiere, den Anbau von Dünge- und Futtermittel entstehen, schädigend immer mehr unser Klima.
- mehr freie Ackerflächen zur Ernährungssicherheit und Biodiversität
Für die industrielle Tierhaltung werden über 50% der Ackerflächen für den klimaschädlichem Futtermittelanbau verwendet.
Diese Monokulturen, Pestizide und zuviel Gülle sind für das Schwinden der Biodiversität verantwortlich.
Ökologischer Anbau von Gemüse, Obst, Ölssaten etc. fördert die Biodiversität und garantiert für viele Menschen genügend Essen zu haben.
Unsere Meere werden von grossen, fabrikartigen Hochsee-Fischereiflotten überfischt. Sie schädigen mit ihren Fangmethoden den Meeresboden, Korallenwälder und nehmen kein Rücksicht auf den bestehenden Fischbestand. In den Netzen landen auch große Beutefische wie Schwertfisch, Marlin, Kabeljau, Rochen etc. Sie werden dann tot oder verletzt ins Meer zurückgeworfen.
Auch Fische und Meeresfrüchte aus Aquakulturen sind ökologisch bedenklich. Sie verursachen große Umweltschäden durch den Einsatz von Medikamenten, Chemikalien, Nahrungsresten und Fischkot. Das verfütterte Fischmehl stammt meist aus Wildfischfang.
Durch den stetigen Bau von neuen Zuchtanlagen gehen wertvolle Lebensräume wie Mangrovenwäldern verloren.
Lebensmittel-Skandale
Etikettenschwindel, Gammelfleisch, BSE, Antibiotikarückstände, Dioxinbelastung, Listerien, Salmonellen, Staphylokokken in Käse, Eiern, Fleisch und Wurst sind immer wieder in den Schlagzeilen.
Die Gesundheit der Verbraucher finden dabei aber kaum Beachtung. Viele Grenzwerte werden daher nicht zum Gesundheitsheitsschutz für Mensch und Tier, sondern nach den wirtschaftlichen Interessen der Industrie festgelegt.
Umwelt und Klimawandel
Die Nutztierhaltung wirkt sich weltweit mehr schädlich auf den Klimawandel aus als der gesamte Verkehrssektor
Um Monokulturen für Weideflächen und Futtermittel zu schaffen werden Regenwäder gerodet, Millionen Liter von Wasser eingesetzt, Böden und Gewässer durch die tierlichen Exkrementen verschmutzt, Menschen aus ihren Lebensräumen vertrieben.
Die Folge daraus sind Artensterben, Naturkatastrophen, Tierseuchen, Treibhauseffekt, verseuchtes Grundwasser, dass sich alles global auf unsere Natur auswirkt....und am Ende dieser Kette stehen wir als Mensch.
Welternährung
Die jährlich weltweit erwirtschaftete Getreide- und Soja Ernte wird zum grössten Teil für die Produktion in der Massentierhaltung verwendet und stammt überwiegend aus Entwicklungsländern.
Neben einer stark wachsender Bevölkerung, hoher Staatsverschuldung, Krankheiten wie HIV/Aids, Malaria etc. sind auch die Auswirkungen des Klimawandels und die Umweltzerstörung relevante Gründe für den Hunger in der Dritten Welt.
Gesundheit
Für unsere Gesundheit sind verschiedene Faktoren massgebend:
- Das Erbmaterial in unseren Zellen
- unsere physiologische und psychische Konstitution
- Familäre und politische Lebensumstände, in denen wir leben
- Natur und Umweltveränderungen
- unsere Lebensgewohnheiten und Lebensstil
So sind einige Faktoren wie das Erbmaterial, politische Einflüsse und damit verbundene Umweltbelastungen nur schwer oder gar nicht beeinflussbar, jedoch hat jeder Mensch es selbst in der Hand, seine Lebensgewohnheiten und seinen Lebensstil zu verändern.
Trend-Ernährung?
Der Konsum ohne tierische Produkte ist modern und lässt sich besser und teurer vermarkten wie herkömmliche Lebensmitel.
Obwohl die geschätzten 900.000 deutschen Veganer nur einen kleinen Marktanteil im Lebensmitteleinzelhandel ausmachen, boomen vegane Produkte. So gibt es inzwischen auch veganes Mineralwasser, Frucht- und Gemüsesäfte, Wein und Sekt.
Wer sich vegan ernährt, verzichtet dabei auf alle tierische Produkte wie:
Fleisch
Fisch
Geflügel
Milch
Eier
Milchprodukte wie Käse, Butter, Joghurt etc.
verarbeitete Lebensmittel, die tierische Produkte enthalten wie Brot, Süsswaren, Fertiggerichte, Alkohol, etc.
*Strenge* Veganer achten auch bei der Kleidung und anderen Gebrauchsgegendständen, dass sie frei von jeglichen Tierprodukten sind und wählen Kosmetika ohne Tierversuche und Tier-Bestandteilen.
Auch viele Computer, Fernseher, Handys und Digitalkameras enthalten ebenfalls tierische Stoffe. So wird z. B. tierisches Cholesterin als Farbindikatoren für Displays und Bildschirme verwendet.
Manche Klebestoffe und Leime, besonders in der Schuhproduktion, bestehen als Zusatzstoffe aus dem Milchprotein Kasein und Schlachtabfällen wie Haut und Knochen.
Für ganz strenge Veganer gibt es daher nur die Möglichkeit beim jeweiligen Unternehmen nachzufragen oder explizit als vegan ausgewiesene Produkte zu kaufen.
Fazit:
Die Produktion von Fleisch mit all ihren Nebenprodukten ist von Gewinnmaximierung und Kostenminimierung geprägt.
Dabei wird mit Faktoren kalkuliert, wie man mit wenig Aufwand an Futter, Lebensraum, Sozialkontakt etc. ein Tier halten kann, um eine optimale Prdoktion zu gewährleisten.
Selbst bei teurem Fleisch hat man keine Garantie, dass die Tiere trotz verschiedener sogenannten Tierwohl-Siegel besser gehalten werden und weder Antibiotika noch andere Medikamente für Krankheiten und Wachstum erhalten haben.
Es stellt sich hier die grundsätzliche Frage, ob wir beim Einkaufen wirklich die Wahl haben sollten zwischen Lebensmitteln mit und ohne Tierqual zu entscheiden oder lieber ganz darauf zu verzichten.
Es liegt in unserer Hand. Mit unserem Konsumentenverhalten können wir genauso Einfluss auf die globale Wirtschaft haben.
Mein Tipp:
Als ich vor über 20 Jahren zur veganen Ernährung übergegangen bin, war das Angebot an veganen Produkten verschwindend gering. Lediglich weisser Tofu und Grünkernküchlein gab es als fleischlosen Ersatz.
Heute erleichtern so viele vegane Alternativen die Umstellung auf eine tierfreie Ernährung:
Die vegane Ernährung ist rein pflanzlich, vielseitig, abwechslungreich und wirkt sich positiv auf unseren Körper. Gleichzeitig schont sie Natur sowie Umwelt. Einfach mal ausprobieren....☺